Das Wissen vieler Jahre: Ein Messestand und seine Geschichte

SINNEWANDEL ERLEBEN

Das Wissen vieler Jahre: Teil 1

Geschmäcker verändern sich mit dem Alter und mit den Jahren. Trends gibt es dabei ebenso wie zeitlosen Stil. So wie der Geschmack von einigen süßen Speisen bei Kindern für Begeisterung sorgen, bei Erwachsenen eher für Grausen, da zu süß, gibt es Farben und Muster, die sehr unterschiedliche Reaktionen hervorrufen.

Ein Blick in die Geschichte zeigt Verfehlungen wie Erfolgsstories. Es lohnt sich daher, die Geschichte des Messebaus der vergangenen 70 Jahre zu beleuchten und sich der Unterschiede, aber auch der Ähnlichkeiten bewusst zu werden, die den damaligen Messebau mit dem heutigen vergleichbar machen.

Messebau 1946

Die Gelände, auf denen Warenschauen, die späteren Messen, stattfanden, waren gerade in der ersten Zeit nach dem Krieg weitestgehend zerstört. In Frankfurt beispielsweise, wo die Festhalle wie auch die anderen Hallen keine Dächer mehr besaßen, musste man sich daher anders gegen das Wetter schützen und suchte Schutz unter den Tribünen, wo es einigermaßen trocken war.

Die Stände für die Messe wurden vorwiegend aus Dachlatten, Kanthölzern und Hartfaserplatten gefertigt (auch für Freigelände Pavillons). Das war häufig das einzig verfügbare Material und gleichzeitig leicht zu verarbeiten. Häufiger als einmal kam ein Stand zu dieser Zeit nicht zum Einsatz.

Die Abwicklung erfolgte, soweit möglich, per Telefon. Wichtig war, dass frühzeitig der Messeort gemeinsam, also Messebauer mit Kunden, begangen wurde, um die Möglichkeiten zu besprechen. Für die Planungen wurden die Stände häufig als Aquarelle angefertigt. War ein Aquarell fertiggestellt, gab es keine weiteren Änderungsmöglichkeiten mehr.

Die eigentliche Fertigung fand vor Ort statt. Lediglich spezielle Bauteile oder Exponate wurden vorbereitet und geliefert.

Bereits in den 1950er Jahren stiegen die Ansprüche. Die Messen hatten längere Vorlaufzeiten und die Kunden verlangten zunehmend nach der Möglichkeit, aus mehreren Entwürfen zu wählen. Dennoch wurden die fertigen Stände nach wie vor selten häufiger als ein einziges Mal eingesetzt.

Messebau 1960

Die ersten Messebausysteme (in Bayern auch liebevoll „Stangerlsysteme“ genannt) etablierten sich. Da immer mehr Unternehmen den Erfolg von Messen nutzen wollten, wurde das Interesse an gut durchdachten und kostengünstigen Systemlösungen immer größer. Bis zu dieser Zeit war Holz das Material des Messebaus. Erst durch die Messebausysteme wurden anderen Materialien wie Aluminium wichtiger.

In diesen Jahren zeigte es sich immer deutlicher, wie wichtig ein gut geplanter und großzügig bemessener Vorlauf war. Für viele Messestände begannen wenigstens ein Jahr vor Messebeginn bereits die Planungen. Dies lag in erster Linie an der sehr zeitaufwendigen Entwurfsphase.

Jeder Entwurf wurde zunächst mit Tusche gezeichnet und als Lichtpause vervielfältigt. Anschließend wurde der Entwurf postalisch dem Kunden zugesendet. Jede Korrektur musste ebenfalls wieder postalisch an den Messebauer übermittelt, anschließend in den Entwurf integriert und wieder an den Kunde zurückgesendet werden.

Mit dem Entstehen der ersten großen Messebaufirmen entstand in den 1970er Jahren ein Preiskampf, der durch die beinahe schon industrielle Fertigung der Stände noch gefördert wurde. Die Preise für Messestände gingen in den Keller. Wer gerade als kleineres Unternehmen im Bereich Messebau überleben wollte, konnte dies nur durch Kreativität und erstklassigen Service erreichen.